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„Egal, Hauptsache endlich offen!“ wird sich auch Inhaber und Mühlenchef Gehrlein gedacht haben, als er am Eröffnungsabend zum ersten Mal unter Realbedingungen sein neues Küchenteam unterstützte. Um es gleich vorweg zu nehmen: der angesehene Fernsehkoch aus „Kaffee oder Tee“ wird auch weiterhin als Küchenchef in seinem Neupotzer Prestigelokal, dem knapp 4 km entfernten „Hardtwald“, fungieren und in erster Linie dort präsent sein. Lediglich in den ersten Wochen griff der Routinier seinem neuen Mühlenteam etwas unter die Arme, „bis sich alles ein wenig eingespielt“ hatte.
Viel Arbeit, Zeit und Ideen hat Martin Gehrlein in sein „Mühlenprojekt“ gesteckt. Und das spürt man schon beim Eintritt in das mit großer Akribie und Leidenschaft renovierte Gebäude, das früher dem Vieh als Stallung diente. Gleich nach dem Passieren der Eingangstür stößt man geradewegs auf einen abgetrennten, sehr gemütlichen Gastraum, auf dessen gläserner Schiebetür das Wort „Backstube“ in Sütterlinschrift von seiner früheren Bestimmung kündet. Im lauschigen Séparée wurden nämlich früher Brote gebacken, wie auch der gut erhaltene Steinofen verrät.
Aus der einstigen Backstube wurde ein Gastraum, der vom Ambiente her auch gut in die Alpenregion passen würde. Die komplett mit Holz verkleideten Wände und der zünftige Kuhfellteppich, der den gefliesten Boden teilweise bedeckt, sorgen für gepflegtes Almhüttenflair. Wertiges Holz, wohin man sieht. Neben dem eingemauerten Nostalgie-Ofen fällt das Auge auf eine aus naturbelassenem Gehölz gefertigte Anrichte, über der die grobe Backsteinwand mit runden Astscheiben verschiedener Dicke verkleidet wurde.
Die kernigen Tischplatten ließ Martin Gehrlein aus alten Holzblanken, die er bei der Renovierung des Gebäudes fand, herstellen. Gleiches gilt wohl auch für die aus ähnlichem Holz geschnitzten Sitz- und Wandbänke. Auf den eleganten Polsterstühlen im skandinavischen Stil hat er im Vorfeld „etliche Probenächte“ verbracht, um ihre Bequemlichkeit für angemessen zu erachten. Und der Aufwand hat sich gelohnt. Auf den mit grünem Kunstleder überzogenen, schlicht designten Stühlen im Nordic-Style sitzt man sehr komfortabel. Als Lichtquellen dienen Spots, welche in die Holzbalken rund um die Decke eingelassen wurden.
Doch das eigentliche Geschehen spielt sich im Hauptgastraum ab. Auch an seiner Glastür wird man über die vorherige Funktion des Raumes aufgeklärt. Relikte des ehemaligen Viehstalls sind bei genauem Hinsehen noch erhalten. Die alte Decke aus Tonziegeln hat Seltenheitswert und trägt zur Gemütlichkeit der Gaststube bei. Schön, dass man sie erhalten hat. Direkt nach der Eingangstür befindet sich linkerhand der Ausschanktresen, neben dem sich der Durchgang zur Küche anschließt.
Typisch Martin Gehrlein, wie einfallsreich er seine Theke mit diversen „Fundstücken“, die ihm beim Umbau in die Hände fielen, verzierte. Das Holz zerlegter Weinkisten und Keramikfliesen wurden als Verkleidung recycelt. Ansonsten dominiert hier helles Gehölz, das vornehmlich bei der Trennwand zwischen Küche und Gastraum sowie dem Mobiliar (Tische und Sitzbänke) zum Einsatz kam. Genau wie beim separaten Nebenraum ist der Boden dunkel gefliest. Mit ein paar Kuhfellen wird auch hier auf die frühere Nutzung angespielt. Wandstrahler und klobige Hängeleuchten sorgen für helle Lichtverhältnisse. Hier könnte es meiner Meinung nach etwas gedämpfter zugehen. Der Atmosphäre wäre es sicher zuträglich.
Die Auswahl an Speisen passt auf eine DIN-A4-Seite und steckt in einem Klemmbrett. Sechs Vorspeisen, acht Hauptgerichte und fünfmal Süß listet die bewusst klein gehaltene Auswahl an Leibspeisen. Etliche Soulfood-Klassiker wie Rindertartar (9,80 Euro), Kartoffelrösti mit Lachs (10,80 Euro), hausgemachte Metzger-Currywurst mit Bratkartoffeln (7,80 Euro) und ein ofenfrisches halbes Landhähnchen mit Krautsalat (8,80 Euro) stehen hier zu zivilen Preisen auf dem Speisezettel.
Freunde des gutbürgerlicher Fleischkost haben die Wahl zwischen dem Panierten Schnitzel mit Jägersauce und hausgemachten Spätzle (15,80 Euro), Wildschweingulasch aus dem benachbarten Bienwald mit Serviettenknödeln und Pilzen (16,80 Euro) und rosa gebratenem Dry-Age-Entrcôte mit Honigkarotten, Pommes frites und Café de Paris-Butter (19,80 Euro). Auf den Fischfan wartet ein saftig gebratener Lachs aus Norwegen (18,80 Euro), der mit Wintergemüse und kleinen Kartoffeln serviert wird. Für trendbewusste Carnivoren steht der mächtige, mit Schmelzzwiebeln, Speck, Rührei und Bergkäse ausgestattete „Mühlen-Burger“ mit Pommes (10,80 Euro) bereit. Nur der traurige Vegetarier hat mit Tagliatelle an Tomatensugo, Pesto und Parmesan (9,80 Euro) eher bescheidene Bestellmöglichkeiten.
Bei unserem Essen mit Kollegen hätten sich die beiden Fleischverzichter am Tisch ganz sicher über ein zweites Veggie-Gericht als Alternative gefreut. Zumal sich das eher bieder anmutende Pastagericht auch optisch hinter den anderen Tellern an jenem Abend einreihte. Vegetarische Küche verlangt da etwas mehr Phantasie. Für den kulinarisch einfacher gestrickten „Alles-und-gern-Esser“ war die kleine, aber feine Auswahl an Leibgerichten völlig ausreichend. Alles klang sehr schmackhaft und die Teller, die an die Nebentische getragen wurden, sahen auch so aus.
Da ich bekennender Fan von Martin Gehrleins Suppen bin – im Hardtwald zu Neupotz ein absolutes Vorspeisenmuss -, habe ich bei jedem meiner drei Besuche brav eine ausgelöffelt. Für 4,90 Euro als Tagessuppe deklariert, wurden mir bislang eine Kürbis-Karotten-Suppe, eine Karotten-Ingwer-Suppe und eine klassische Kartoffelsuppe in das tiefe Porzellan geschöpft. Alle drei waren mit etwas Frühlingslauch garniert und hervorragend abgeschmeckt. Ausgestattet mit einer kraftvollen Brühengrundlage und verfeinert mit etwas Crème fraiche waren sie die reinste Gaumenfreude. Infolge ihrer stimmigen Serviertemperatur waren alle sehr angenehm zu essen. Besonders gut mundete die „Pälzer Grumbeersupp“, die eine beispielhafte Sämigkeit aufwies und ganz schön sättigte.
Beim Erstbesuch wagte ich mich an das „dry aged“ Entrecôte, das ich wie gewünscht medium rare serviert bekam. Dem intensiv schmeckenden Stück Rind, dessen besonderer Umami-Taste durch die Trockenreifung erzielt wurde, boten die bissfesten, mit Honig glasierten Karotten, die aromatisch würzige Café de Paris-Butter und die tiefgründige Jus geschmacklich genügend Paroli auf dem Teller. Zusammen mit den à part im Schüsselchen gereichten, hochwertigen Pommes frites, war das ein handfester Beweis dafür, wie einfach es doch ist, mit guter Produktqualität zu überzeugen. Natürlich fiel der Fettanteil beim „saftigeren Rumpsteak“ ganz „cut-spezifisch“ etwas höher aus, aber gerade das weiß der zwischenrippenstückerfahrene Steakvernichter natürlich zu schätzen.
Meine beiden Begleiterinnen hatten sich für das Original Wiener Schnitzel (18,80 Euro), das in klassischer Garnitur mit gerollter Sardelle und eingebauter Kaper sowie einem Schälchen Kartoffelsalat an den Tisch kam, und den mächtigen Mühlen-Burger entschieden. Beide zeigten sich äußerst zufrieden mit ihren Fleischgerichten, die unterschiedlicher nicht hätten ausfallen können. Das herrlich weich geklopfte Kalb im Bröselmantel kam knusprig gebraten direkt aus der Pfanne und ließ in puncto Zartheit keine Wünsche offen. Der Kartoffelsalat hatte eine schöne Säure, die das herzhafte Gericht passend begleitete. Und die Kombination aus Schmelzzwiebeln, krossem Bacon und Ei tat dem darunter liegenden, saftigen Patty aus frisch gewolftem Hack sehr gut.
Das gleiche Bild beim Kollegenabend. Der bunte Wintersalat mit Sauerrahmdressing, Schafskäse, knusprigem Speck, roten Zwiebeln und Oliven (7,80 Euro) gefiel als knackig frische und zugleich deftige Vorspeise. Den beiden panierten Vertretern der Gattung Schweineschnitzel wurde als Beiguss eine traumhaft leckere Jägersauce mit auf den Teller gegeben. Separat kamen die hausgemachten Spätzle, die jeden Schwaben in Verzückung versetzt hätten und die mit der würzig-sämigen Hubertustunke eine formidable „Allianz des Gustiösen“ eingingen. Oh, wie gut schmeckte dieses „Panadebeispiel“ ehrlicher, frisch zubereiteter Hausmannskost, bei der auf Pülverchen und anderen Fertigkram schmeckbar verzichtet wurde.
Auch der mittlerweile wieder fleischaffine Kulinarist, der mir mit seinem perfekt medium gegrillten Entrecôte gegenüber saß, zeigte sich erstaunt von der Spitzenqualität seines Steaks. Bei der Saftigkeit seines Fleisches wurde das extra dazu gereichte Laguiole-Messer zum obsoleten Schneidegerät degradiert. Kaum hatte dieser sich seiner ansehnlichen Hauptspeise entledigt, bohrte er seinen Teelöffel durch die frisch karamellisierte Oberfläche seiner Crème brulée, die mit eingelegten Kirschen und einer Kugel Vanille-Eis ordentlich nachtischliche „Spachtelmasse“ lieferte.
Vom letzten Besuch ist mir die Vorspeise meines Kollegen noch gut in Erinnerung. Sein beachtliches Häufchen Beef Tartar, in dessen Mulde sich eine kleine Pfütze aus rohem Eigelb befand, wurde ganz klassisch von kleingehackten Zwiebeln und Gurken sowie ein paar Blütenknospen des Kapernstrauchs flankiert. Das sah auf dem blauweiss-geblümten Teller nicht nur klasse aus, sondern war nach seiner Beschreibung auch ein äußerst delikater Opener, der – und so muss das bei rohem Fleisch auch sein – vor saftiger Frische nur so strotzte.
Mich zog es an jenem Abend kulinarisch in regionale Gefilde. Als Wertschätzer der wilden Sau konnte ich dem offerierten Wildschweingulasch aus dem heimischen Bienwald nicht widerstehen. Neben den zu höchster Zartheit geschmorten Fleischstücken tummelten sich bissfest gegarte Champignons in der substanzreichen Wildsoße, die ihre leichte Fruchtsüße von ein paar mitgekochten Preiselbeeren erhielt. Die dazu gereichten tranchierten Serviettenknödel erfuhren in der Butterpfanne ihre höchste Veredlung indem sie zu knusprigen Knödelscheiben gebraten wurden. Ein rundum gelungener Teller ohne störende Interferenzen aus der Ikebana-Ecke.
In der Summe ist das neue Restaurant von Martin Gehrlein eine absolute Bereicherung für das gastronomisch vor sich hin dümpelnde Örtchen Rheinzabern. Aber bitte nicht von der Tatsache, dass sich die Alte Mühle noch gerade so auf Hatzenbühler Gemarkung befindet, täuschen lassen und das Navi mal vorsorglich auf Bahnhof Rheinzabern programmieren. Sonst wird es schwierig, überhaupt in den Genuss der fachlich einwandfrei zubereiteten Landküche zu kommen.
Ergänzend sei noch auf die Getränkepreise hingewiesen. Das naturtrübe Bellheimer aus der Bügelflasche (0,33 l) schlug genau wie das Tannenzäpfle aus dem Schwarzwald (0,33 l) mit 2,90 Euro zu Buche. Schade, dass es kein Bier aus dem Fass gibt. Kann aber ja noch kommen. Der halbe Liter Teinacher medium wurde mit 3,50 Euro berechnet. Ach ja, und ein paar gute Tropfen aus Pfälzer Reblanden sind auch noch zu erstehen. Die kleine, aber feine Auswahl kommt von den renommierten Weingütern Münzberg (VDP) aus Landau-Godramstein und Kleinmann aus Birkweiler. Dessen sensationelle Cuvée „Minutenglück“ ist für 30 Euro die Flasche geradezu ein Schnäppchen.